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Radiotipp für heute: Frauenhäuser in AFG

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Heute möchte ich Ihnen ein ganz besonderes Thema empfehlen: Frauenhäuser in Afghanistan. Diese sind den Konservativen am Hindukusch ein Dorn im Auge (lesen Sie das Interview dazu mit Tom Königs auf Zeit online) und sie wollen sie unter staatliche Kontrolle bringen. Über die Rechte der Frauen in Afghanistan müssen wir hier wohl nicht große Erklärungsversuche starten…Ich erinnere mich noch an die ersten ISAF Jahre, da hörte man hinter vorgehaltener Hand hierzulande immer das Argument  ”wir sind nicht in AFG angetreten, um die Frauenrechte zu stärken...heute nach fast 10 Jahren Einsatz sollte jedem Einzelnen klar sein, dass nicht nur Bildung, sondern auch die Rolle der Frau eine Grundlage für eine neue/bessere gesellschaftspolitische Neuordnung sein sollte.

Deshalb möchte ich Ihnen heute einen besonderen Sendehinweise geben: heute von 19 bis 21 Uhr beschäftigt sich die Radiosendung HamAwas (teilhaben) mit den Frauenhäusern in Afghanistan. Moderiert von zwei Afghaninnen: Elham Massuod und Ramzia Rahmani.  Zum Livestream heute Abend geht es hier.

Tom Königs im Zeit-Interview: "Frauenhäuser werden von verschiedenen Organisationen finanziert, zum Beispiel von der UNDP, und von zivilgesellschaftlichen Organisationen wie Women for Afghan Women geleitet. Das funktioniert ähnlich wie beim Bau eines Brunnens – in unterschiedlichen Trägerschaften. Es ist im Grunde nicht viel anders als bei uns."

Seit 2002, nachdem die Welt  auf Afghanistan aufmerksam wurde, entstanden Frauenheime „Khane Amn“ (sichere Häuser). Und bis heute existieren laut Ghazanfar, die afghanische Frauenministerin, 11 solcher Häuser in Afghanistan, wobei Human Rights Watch 14 Frauenhäuser aufzählt. Diese Schutzeinrichtungen für Opfer häuslicher und ehelicher Gewalt werden bisher von Hilfsorganisationen geführt und von internationalen Organisationen unterstützt. Sie sind Islamisten ein Dorn im Auge.

 


ZEIT ONLINE Interview mit Tom Königs:

ZEIT ONLINE: Die afghanischen Regierung plant, Frauenhäuser zu verstaatlichen. Warum?

Tom Koenigs: Einrichtungen, die von der internationalen Gemeinschaft finanziert werden, werden in Afghanistan immer mit Misstrauen beäugt. Denn die Konservativen befürchten, dass westliche Werte gepredigt werden. Die Frauenhäuser sind ihnen besonders ein Dorn im Auge. Deshalb hat die Regierung 2009 eine Kommission eingesetzt, die die Frauenhäuser begutachtet hat. Sie kam zu dem Ergebnis, dass Frauenhäuser nicht mit afghanischen Traditionen übereinstimmen. Der Bericht ist jetzt der Regierung vorgelegt, aber nicht veröffentlicht worden – wir kennen ihn nicht. Auf der Grundlage des Kommissionsberichtes hat das Ministerium für Frauenangelegenheiten nun einige Gesetze entworfen. Die Finanzierung aller Einrichtungen soll nun möglichst über den Staat gehen. Sie sollen auch stärker kontrolliert werden. Das Richtige daran ist: Es darf keinen rechtsfreien Raum geben. Das Falsche: Es muss trotzdem einen Schutzraum geben. Eine Frau muss in ein Frauenhaus gehen können, ohne sich vorher staatlichen Maßnahmen aussetzen zu müssen.

ZEIT ONLINE: Welche Maßnahmen erwarten Frauen denn, sobald die Frauenhäuser verstaatlicht werden?

Koenigs: Nach dem Gesetzesentwurf soll jede Frau zunächst ihre Notsituation vor einer achtköpfigen Kommission nachweisen. Sie würde polizeilich registriert und medizinisch untersucht. Auch ein Test auf Jungfräulichkeit soll möglich sein. Dann entscheidet diese Kommission, ob die Frau in ein Frauenhaus darf oder ob sie zurück zu ihrer Familie geschickt wird oder ob sie gar ins Gefängnis eingewiesen wird. Der Oberste Gerichtshof hat schließlich letztes Jahr entschieden, dass es eine Straftat darstelle, von Zuhause wegzulaufen. Außerdem entscheidet das Frauenministerium, wann sie die Einrichtung verlassen darf oder muss. Die Pläne der afghanischen Regierung sind offensichtlich darauf angelegt, Frauen davon abzuhalten, vor häuslicher Gewalt zu fliehen.

ZEIT ONLINE: Wie arbeiten Frauenhäuser bis jetzt in Afghanistan?

Koenigs: Sie werden von verschiedenen Organisationen finanziert, zum Beispiel von der UNDP, und von zivilgesellschaftlichen Organisationen wie Women for Afghan Women geleitet. Das funktioniert ähnlich wie beim Bau eines Brunnens – in unterschiedlichen Trägerschaften. Es ist im Grunde nicht viel anders als bei uns.

ZEIT ONLINE: Wie erfahren die afghanischen Frauen überhaupt von dem Angebot?

Koenigs: Die Diskussion wird in den Medien geführt und unter den Frauen selbst. Es spricht sich herum. Dass sich eine Frau jedoch entscheidet, einen solchen Schritt zu tun, ist ungleich schwieriger als bei uns. Denn die Ansicht, dass die Frau der Besitz der Familie sei, ist noch weit verbreitet.

ZEIT ONLINE: Um wie viele Frauenhäuser geht es überhaupt?

Koenigs: Es sind etwa 14 Projekte, die meisten davon in Kabul. Wenn dort im Schnitt 40 Frauen Zuflucht finden, ist es ein sehr kleines Angebot für den Umfang des Problems. (weiterlesen auf zeit.de)

 

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